Die von Venom und Disclose beeinflussten Schweden 偏執症者 (Paranoid) aus Frösön haben mit ihrem neuesten Werk Cursed ein Statement gesetzt, das den aktuellen Zustand der Band präsentiert. Damit dieser möglichst roh und unverfälscht bleibt, haben sich 偏執症者 (Paranoid) entschieden, Cursed zunächst nur digital zu veröffentlichen, um die Zahl der beteiligten Personen so gering wie möglich zu halten. Das Bandgefüge ist stabil und besteht aus Sänger und Gitarrist Henrik Låsgård, mit Bassist und zweiter Stimme Joakim Staaf-Sylsjö und Emil Bergslid am Schlagzeug. Sie haben sich laut Presse-Text neuen Einflüssen geöffnet wie traditionellem schwedischen Folk, mit dem ich mich leider gar nicht auskenne, verflucht.
Der erste Track „前兆 (Zenchou)“ startet ganz ruhig und gefühlvoll – Moment mal, ist das die richtige Band? Nachdem ich das gecheckt habe, merke ich aber, dass die Ruhe trügerisch ist und sich eine sich hier eine gewisse Spannung aufbaut. Diese entlädt sich dann in „負の連鎖 (Fu no Rensa)“, wo das Schlagzeug unvermittelt losknüppelt. Eine Prise Motörhead-Bass dazu und teils jagende Gitarren, also doch 偏執症者 (Paranoid). Der Rhythmus im Gesang bei „暗殺者 (Ansatsusya)“ erinnert mich teils an Deathrock à la Antiworld, was ziemlich cool kommt, aber auch davon abgesehen kann der Song einiges, wie die melodiöse Gitarre beweist. „決闘裁判 (Kettou Saiban)“ im Anschluss ist nicht nur eine Spur düsterer, sondern legt auch noch mal an Tempo zu. Speed Metal Riffs wechseln zu Heavy Metal und zurück, über allem dieser schön räudig-raue Gesang und ein paar Group-Shouts aus dem Hardcore. Fett! Nun nimmt sich „忠誠の種 (Chuusei no Tane)“ etwas zurück, auch wenn die Grundstimmung natürlich erhalten bleibt. Schön ist hier der ruhige Break, bei dem das Bassspiel speziell hervorgehoben wird. Dennoch gibt Emil am Schlagzeug wie gewohnt alles.
„予感 (Yokan)“ ist eine Art Zwischenstück und beginnt sehr leise mit jeweils zwei kurz gespielten Bassnoten, „A forest“ von The Cure lässt grüßen. Dazu gesellen sich Verkehrsgeräusche und diverse Sprachsamples. In „歪んだ現実 (Yuganda Genjitsu)“ fällt mir vor allem das abwechslungsreiche Schlagzeugspiel auf, zu dem der Bass den Teppich auslegt. Die Gitarre ist melodiös, und im Hintergrund mache ich interessante metallische Klänge aus, die von einem Xylophon stammen könnten, wobei ich aber echt raten muss. Das folgende „将軍 (Shougun)“ startet etwas verhalten und bleibt dann auch im Mid-Tempo, ohne aber an Intensität zu verlieren, und auch die Group Shouts sind wohldosiert platziert. Der Speed Metal zu Beginn von „狼狽の壁 (Roubai no Kabe)“ läuft unglaublich gut rein, und auch der D-Beat passt toll dazu, bis die Band gekonnt auf klassische Heavy-Metal-Strukturen wechselt. Diese weichen wiederum einer ruhigen Sprechgesang-Passage, bevor der Song noch einmal Fahrt aufnimmt. Der Schlusstrack „無防備な叫び声 (Muboubina Sakebigoe)“ wartet zu Beginn mit leichtem Doom-Einfluss auf, gewinnt aber dann deutlich an Fahrt. Trotzdem komme ich von dieser Assoziation nicht los, irgendwie Doom dreimal schneller gespielt. Dazu kommt aber auch noch mal ein melodischer Höhenflug auf der Gitarre.
Fazit: Der Hang zu längeren Songs hatte sich ja schon beim Vorgängeralbum Out raising hell (Link zur Rezension) gezeigt, und dem bleiben 偏執症者 (Paranoid) zum Glück treu. Es gibt einfach Raum wo nötig, um kleine Experimente wagen zu können und Songideen zu entfalten. Das hat sich besonders beim fast siebenminütigen 狼狽の壁 (Roubai no Kabe) gezeigt, aus dem allein wohl andere Bands ein ganzes Album entwickelt hätten. Die Punk-, Metal- und Hardcore-Einflüsse sind alle noch da, und Crust Punk ist die Basis. Gleichzeitig gibt es eine teils deutliche melodiöse Weiterentwicklung. Vielleicht ist dies dem schwedischen Folk geschuldet (den ich wie erwartet mangels Kenntnissen nicht direkt ausmachen kann). Dementsprechend abwechslungsreich ist Cursed, und so beweisen 偏執症者 (Paranoid) einmal mehr ihre genreübergreifende Kreativität.
Anspieltipps: 決闘裁判 (Kettou Saiban), 忠誠の種 (Chuusei no Tane), 狼狽の壁 (Roubai no Kabe)
//Schwarzesbayern, von Mrs.Hyde (5). Posted: 2021-06-30
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Less than eight months after the release of their previous smashing album “Out Raising Hell”, Frösön’s 偏執症者 (Paranoid) are back with “Cursed”. The Swedish band with a faible for Japanese culture and arts shoots full salvos and spits venom on their ten new tracks – each of them with a Japanese title an English lyrics.
If you know 偏執症者 (Paranoid), you might already have some expectations of what”Cursed” might sound like – and you will not be disappointed. 偏執症者 (Paranoid) are not considering about taking prisoners as their brachial mix of D-Beat and Thrash Metal Punk rages like a horde of berserkers. The intro ‘前兆 (Zenchou)’ (Japanese: ‘Omen’) and intermission ‘予感 (Yokan)’ (‘Premonition’) are the only calm three minutes on “Cursed”. The rest is awesome full-throttle D-Beat. Also, on their new work, the sound of 偏執症者 (Paranoid) has received a certain Crust Punk impact.
Altogether, a beautiful powerload. Music for the fast lane, for deconstruction, and for a flaming moshpit.
//MangoWave. Posted: 2021-05-22